Führtechniken

Es gibt neben einigen Basistechniken verschiedene Manöver, um Wendungen, S-Linien (Diagonalsprünge) und enge Drehungen zu absolvieren. Sie müssen intensiv geübt werden, damit sich die Körpersignale nicht widersprechen.

1. Basistechniken

Sprung von vorne

Der Hund wird mit der Führhand an den Sprung herangeführt und soll selbstständig springen. Das Ziel ist, dass der Hund auch aus größerer Distanz den Sprung anzieht und überwindet. Körperbewegung und -haltung weisen in Richtung Sprung, Blick und Schultern sind auf den Sprung gerichtet. Die Füße zeigen immer in die Bewegungsrichtung, das dem Hund nähere Bein wird vorgestellt. Die Führhand macht eine Bewegung von hinten-unten nach vorne-oben („wie beim Bowling“). Bei größeren Distanzen (Mensch hinter dem Hund) kann ein Sprungkommando („Vor“) gegeben werden. Zu Fehlern kommt es, wenn Sprünge nur mit der Hand angezeigt werden (vor allem ohne den Schritt in Richtung Sprung). Größere Distanzen müssen geübt werden, vor allem wenn sich der Mensch während des Bewältigens bereits wieder entfernt.

Sprung von hinten

Der Hund wird mit der Führhand hinter den Sprung geschickt und soll selbstständig springen. Auch diese Technik sollte möglichst aus größeren Distanzen erarbeitet werden. Der Mensch steht etwa mittig vor der Stange (mehr als eine Armlänge Abstand), Körperbewegung und -haltung weisen auf die Lauflinie hinter den Sprung. Blick, Schultern und Füße zeigen auf die Lauflinie des Hundes, das dem Hund nähere Bein wird vorgestellt. Die Führhand schickt den Hund mit einer ruhigen Bewegung hinter den Sprung, mit der Stimme wird ein Hinten-Kommando gegeben („Hinten“, „Außen“, „Out“ o.ä.). Fehler entstehen, wenn die Körpersignale auf den Sprung anstatt auf die Lauflinie des Hundes weisen oder wenn der Mensch vor dem Ausleger steht (anstatt vor der Stange). Bei zu wenig Energie der Signale wird der Bogen um den Ausleger zu knapp genommen und die Stange fällt.

Tunnelausgänge

In welche Richtung der Hund nach dem Tunnelausgang dreht, ist von der Position des Menschen vor dem Betreten des Tunnels abhängig. Wenn der Hund den Tunnel betritt, muss sich der Mensch mindestens 1 m vor dem Tunneleingang befinden. Anderenfalls sollte ein Handwechsel gemacht werden, damit der Mensch auf der Seite steht, in die der Hund nach dem Tunnel wenden soll. Wenn der Hund in den Tunnel geschickt wird, weisen Blick, Schultern und Füße auf den Eingang. Mit der Führhand wird der Hund in den Tunnel geleitet, das dem Hund nähere Bein macht einen Schritt auf den Tunneleingang zu. Ein Tunnel-Kommando muss zeitig vor Erreichen des Tunnels gegeben werden. Nach dem Verlassen des Tunnels muss sofort wieder ein Blickkontakt aufgebaut werden. Zu Fehlern kommt es, wenn der Mensch zu nahe an den Tunneleingang herankommt und der Hund immer auf ihn zu dreht (anstatt weg). Richtungsänderungen, die im Tunnel kommandiert werden (Sichtzeichen nicht möglich), bleiben meistens wirkungslos.

Tunnelbremse (Tunnel break)

Der Hund wird auf eine enge Wendung nach dem Tunnelausgang vorbereitet, erhält die Signale aber vor Betreten des Tunnels. Die Signale werden auf der Seite gegeben, in die der Hund nach dem Tunnel drehen soll, und zwar kurz bevor er den Tunnel betritt, allerdings in beliebiger Entfernung. Blick und Schultern sind auf den Tunneleingang gerichtet, mit der Gegenhand wird eine ruhige Bewegung in Richtung Lauflinie des Hundes gemacht (mit der Handfläche gegen den Hund gerichtet) und mit der Stimme kann ein Langsam-Kommando gegeben werden. Soll der Hund nach dem Tunnel eine Kehrtwendung laufen, macht der Mensch einen Rhythmuswechsel, stoppt mit dem dem Hund abgewandten Bein vorne (das Führbein vorne würde den Hund beschleunigen) und bremst den Hund mit einer ruhigen Bewegung der Führhand von vorne nach hinten (Handfläche gegen den Hund gerichtet). Fehler entstehen, wenn die Signale zu früh oder zu spät gegeben werden (zu weit vor oder nach dem Tunneleingang) oder wenn beim Rhythmuswechsel das Führbein weiter vorne bleibt.

Andrücken

Der Hund soll vor dem Sprung eine flache Wendung nehmen, damit die Linie zum nächsten Hindernis optimiert wird (z. B. bei Verleitungen). Der Mensch läuft vor den Sprung, damit der Hund um ihn herumlaufen muss und dadurch eine andere Bewegungsrichtung erhält. Blick und Schultern sind auf den Absprungpunkt gerichtet, die Füße zeigen immer in die Bewegungsrichtung, das Bein der Führhand ist weiter vorne und die Führhand wird tief in Kniehöhe gehalten. Zu Fehlern kommt es, wenn der Mensch die Wendung vor dem inneren Ausleger macht (anstatt vor der Stange). Die Technik wird auch in Kombination mit engen Wendungen um einen Ausleger (Wrap, Jaakko Turn) gebraucht.

2. Flache Wendungen (< 45°)

Japaner (Blind Cross)

Der Mensch befindet sich vor dem Hund und wechselt zwischen zwei Hindernissen die Führhand, der Hund macht nur eine leichte Wendung (45°-Kurve). Dabei läuft der Mensch auf das nächste Hindernis zu und kreuzt vor dem Hund die Lauflinie, der Blick wechselt mit der Führhand von der einen auf die andere Seite, die Schultern und Füße zeigen immer in Laufrichtung. Die Führhand wird immer in Hüfthöhe gehalten und wechselt zeitig, damit der Hund die Seite wechseln kann. Der Hund läuft am Hindernis vorbei, wenn der Mensch Blickrichtung und Führhand zu früh wechselt. Vor allem wenn der Mensch während des Wechsels nicht den Kopf (Blick) wendet, läuft der Hund ohne Handwechsel weiter. Wird der Wechsel für Wendungen über 45 Grad angewandt, läuft der Hund weite Bögen bzw. am Hindernis vorbei.

Schickenwechsel (Rear Cross)

Der Hund wird vor dem Menschen über das Hindernis geschickt und macht danach eine (leichte) Wendung (45°-Kurve). Dabei läuft der Mensch frontal auf das Hindernis zu (auf den äußeren Ausleger) und wechselt hinter dem Hund die Laufrichtung. Die Schultern zeigen solange auf das Hindernis, bis der Hund sicher springen wird und drehen erst danach in Laufrichtung. Die Führhand zeigt solange den Sprung an, bis der Hund sicher springen wird, und wechselt erst danach. Wenn der Mensch zu spät die Lauflinie hinter dem Hund kreuzt, wendet der Hund in die falsche Richtung. Er wendet ebenfalls falsch oder verweigert, wenn der Mensch zu nah am Sprung ist bzw. der Hund nicht weit genug vor dem Menschen. Außerdem kommt es zu Fehlern, wenn Schultern/Füße/Blick nicht auf den Sprung gerichtet sind bzw. zu früh in die neue Laufrichtung wenden (Hund läuft vorbei) und wenn der Mensch zu früh die Führhand wechselt (Hund verweigert). Eine Variante ist der Whisky Cross, bei dem der Hund seitlich vor dem Menschen über den Sprung geschickt wird (in einer S-Linie und ohne die Stange vorher zu sehen).

Human Arrow

Der Hund wird verkürzt, indem er frontal über einem Sprung abgebremst wird, um danach eine Wendung zu laufen. Der Mensch befindet sich direkt hinter dem Sprung, beide Hände mit den Handflächen und Schultern frontal zum Hund. Die Füße zeigen aber in die beabsichtigte Richtung, in die der Hund abwenden soll. Beide Hände bremsen den Hund über dem Sprung, mit der Stimme kann ein „Langsam“-Kommando/-Geräusch gegeben werden. Zu Fehlern kommt es, wenn der Mensch nicht lange genug beim Sprung wartet (Hund verkürzt sich nicht oder läuft vorbei), wenn der Mensch zu lange am Sprung wartet und den Hund behindert (Stangenfehler) und wenn der Mensch zu weit weg vom Sprung ist (Hund verkürzt nicht).

3. Rechtwinklige Wendungen (> 90°)

Belgier (Front Cross)

Der Mensch kreuzt die Lauflinie vor dem Hund, dreht frontal zum Hund macht danach einen Handwechsel. Er kommt zur Anwendung bei Kurven mit mindestens 90° (Hund muss einen rechten Winkel laufen). Blick und Schultern zeigen immer auf die Lauflinie bzw. den Absprungpunkt des Hundes. Der Wechsel der Führhand erfolgt, wenn der Hund sicher springen wird. gerichtet und die Schultern zeigen während der Drehung auf den des Hundes. Der Hund springt weit, wenn der Mensch die Schultern nicht zum Absprungpunkt dreht und wenn der Blick nicht auf die Lauflinie des Hundes gerichtet ist.

Spin (Gegendrehung)

Der Hund wird durch einen Belgier verkürzt für eine Wendung, dann aber mit derselben Hand weitergeführt. Der Mensch steht nahe dem Ausleger, um den der Hund drehen soll, der Blick ist erst auf den Absprungpunkt, und danach in die Lauflinie gerichtet. Die Schultern sind auf den Absprungpunkt gerichtet, drehen gegen die Drehung des Hundes in die neue Bewegungsrichtung. Die Füße zeigen während der Drehung auf den Hund und dann in die neue Bewegungsrichtung. Die Führhand wird vor der Drehung tief gehalten, danach wieder in Hüfthöhe, mit der Stimme kann ein „Langsam“-Kommando/-Geräusch gegeben werden. Wenn der Mensch zu spät gegen den Hund dreht, verkürzt dieser zu wenig.

4. S-Linien/Diagonalsprünge

German

Der Mensch schickt den Hund hinter den Sprung, läuft selbst vor der Stange zum anderen Ausleger, schickt den Hund mit der Gegenhand über den Sprung und führt weiter zum nächsten Hindernis (mit oder ohne Handwechsel). Wichtig ist, dass die Laufbewegung des Menschen schnell genug ist, um den Hund während des Weiterlaufens (zum nächsten Hindernis) über die Stange zu schicken. Sobald der Hund abgesprungen ist, wird die (neue) Führhand angezeigt. Blick und Schultern zeigen zunächst auf den Landepunkt, dann in die Laufrichtung, die Füße sind immer in Laufrichtung. Zu Fehlern kommt es, wenn der Mensch versucht, den Hund mit der Führhand über den Sprung zu führen (Hund verweigert/reißt die Stange), wenn die Schultern zu wenig auf den Landepunkt zeigen (Hund verweigert), wenn der Mensch zu wenig Zeit bzw. Platz zum Springen lässt (Hund reißt die Stange) und wenn der Mensch rückwärts anstatt in Laufrichtung läuft und zu spät zum nächsten Hindernis kommt.

Backlap

Der Hund wird hinter den Sprung geschickt, springt diagonal in Richtung äußeren Ausleger und dreht auf der anderen Seite des Sprungs wieder in dieselbe Laufrichtung. Dafür schickt der Mensch den Hund hinter den Sprung, kippt ihn dann aber mit der anderen Hand in die ursprüngliche Laufrichtung (Lap). Der Mensch steht nahe dem Ausleger vom Sprung und verdeckt die Stange. Der Blick geht in die Bewegungsrichtung des Hundes, die Schultern zeigen auf den zu umlaufenden Ausleger und drehen dann in Laufrichtung. Das dem Hund nähere Bein steht weiter vorne, das andere Bein macht einen Ausfallschritt entlang des Sprungs (für die Drehung des Hundes). Die Führhand schickt den Hund hinter den Sprung und wechselt, nachdem der Hund gesprungen ist. Für die Drehung des Hundes wird die Handfläche nach unten gedreht und der Arm seitlich geführt (wie Lapturn). Fehler entstehen, wenn der Mensch zu seitlich am Ausleger steht (Hund läuft vorbei bzw. lässt sich nicht kippen), wenn der Mensch nur einen kleinen Schritt zur Seite macht, um den Hund zu kippen (Hund dreht auf ihn zu), wenn der Hund zu weit hinausgedrückt wird, im senkrechten Winkel springt und zum Menschen dreht, und wenn die Drehbewegung mit der neuen Führhand zu schnell erfolgt (Hund kann nicht richtig reagieren).

Forced Front Cross

Der Hund wird hinter dem Sprung mit der Gegenhand angenommen und mit der Führhand über den Sprung geführt. Dabei steht der Mensch hinter dem Sprung, das Bein nahe beim Sprung ist vorne, die gleichseitige Hand in Kniehöhe für den Hund sichtbar neben dem Sprung. Der Blick ist erst auf den ankommenden Hund gerichtet, dann auf den Landepunkt hinter dem Sprung. Die Schultern zeigen erst auf die Führhand und drehen dann mit dem Hund zum Landepunkt. Mit der Stimme wird der Hund an die Hand gerufen. Zu Fehlern kommt es, wenn der Mensch zu wenig Platz für den Hund lässt (Hund reißt die Stange) und wenn der Mensch zu weit weg vom Sprung steht (Hund läuft vorbei). Der Hund nimmt den Sprung von der falschen Seite, wenn der Mensch nicht lange genug wartet, bis der Hund an die Hand gekommen ist und wenn der Hund mit der falschen Hand angenommen wird und Schultern und Füße frontal zum Hund stehen.

5. Enge Drehungen

Wrap

Der Hund wird von hinten an den Sprung herangeführt und möglichst eng um den Ausleger herumgedreht (optimale Lauflinie verläuft auf derselben Seite). Der Mensch steht nahe am Ausleger, ohne ihn vollständig zu verdecken, mit der Führhand wird der Hund um den Ausleger herumgeführt, mit der anderen Hand über die Stange geführt, gleichzeitig läuft der Mensch weiter. In einer anderen Variante wird der Hund gleich mit der Gegenhand über der Stange (bis Ellbogen) angenommen und über den Sprung geführt. Die Schultern zeigen zum Absprungpunkt und dann in Bewegungsrichtung, das dem Hund nähere Bein ist weiter vorne. Die Gegenhand wird möglichst früh und deutlich über die Stange gehalten und zieht den Hund mit einer ruhigen Bewegung in die Laufrichtung. Zu Fehlern kommt es, wenn der Mensch nicht lange genug wartet, bis der Hund die Gegenhand angelaufen hat, und wenn der Mensch rückwärts läuft, während der Hund springt, anstatt kurz zu warten und dann in Bewegungsrichtung weiterzulaufen. Außerdem könnte der Hund vorbeilaufen, wenn der Mensch den Ausleger vollständig verdeckt.

Lapturn

Der Hund wird frontal auf den Menschen zu geführt, dann mit der Hand vom Menschen weggedreht. Der Mensch steht frontal zum Hund, macht einen deutlichen Rückwärtsschritt und dreht den Hund mit der Führhand vom Körper weg (neben ihm, nicht vor ihm). Mit dem Blick wird sichergestellt, dass der Hund die Hand anläuft (ggf. verbales Handkommando), während der Drehung geht der Blick in die neue Bewegungsrichtung. Die Schultern zeigen auf die Führhand, während der Drehung in die Bewegungsrichtung. Das dem Hund nähere Bein macht einen deutlichen Rückwärtsschritt (für die Drehung des Hundes). Für die Drehung des Hundes wird die Handfläche nach unten gedreht und der Arm seitlich geführt, mit der Stimme wird der Hund an die Hand gerufen. Fehler entstehen, wenn das Bein nahe der Führhand vorne ist (anstatt einen Rückwärtsschritt zu machen), und wenn der Mensch zu nahe am Sprung steht und zu wenig Platz für den Hund lässt. Außerdem kommt es zu Fehlern, wenn die Schultern/Füße des Menschen nicht in die Bewegungsrichtung zeigen, sondern (nach der Drehung) weg vom Sprung, und wenn die Hand zu hoch/vor dem Körper/auf der falschen Seite gehalten wird, während der Hund auf den Mensch zuläuft.

Tandem Turn / Flick

Der Hund wird mit der Führhand an die hintere/äußere Seite eines Hindernisses geführt, mit der Führhand vom Menschen weggedreht und mit der anderen Hand über das Hindernis geführt. Der Mensch läuft zunächst am nächsten Hindernis vorbei, veranlasst den Hund, seiner Führhand zu folgen (verbales Handkommando), dreht ihn dann in die neue Bewegungsrichtung (weg vom Menschen) und führt mit der neuen Führhand weiter. Blick und Schultern sind zunächst auf den Absprungpunkt gerichtet, während der Drehung werden die Schultern gegen den Hund und dann wieder in die neue Lauflinie gerichtet. Für die Drehung ist das dem Hund nähere Bein weiter vorne, die Führhand wird in Kniehöhe gehalten, mit einer Drehung der Handfläche nach oben wird der Hund gedreht. Manche Hunde lassen sich nur mit der Gegenhand vom Körper wegdrehen. Fehler entstehen, wenn die Führhand vor dem Menschen und/oder zu hoch gehalten wird, sodass der Hund sie nicht sieht und nicht reagiert. Außerdem dreht der Hund zum Menschen, wenn sich der Mensch bei der Drehung nicht mehr vor/neben dem Hund befindet, sondern dahinter (Einleitung der Drehung zu spät). Der Hund läuft zu früh in Richtung Sprung, wenn der Mensch zu wenig Platz für die Drehung des Hundes lässt. Eine komplette Drehung über einem Sprung (um den inneren Ausleger) wird als Flick bezeichnet.