Minderwertigkeit

Viele Menschen haben Schwierigkeiten, ihr Minderwertigkeitsdenken in ein positives Selbstbild umzuwandeln. Wenn man der eigenen Person überkritisch und unnachsichtig gegenübertritt, konzentriert man sich eher auf Schwächen anstatt auf individuelle Stärken. Jede verpasste Gelegenheit, jede Negativ-Erfahrung wird der persönlichen Unfähigkeit zugeschrieben und fördert Verurteilung und sogar Verachtung des eigenen Selbstes. Viele stellen an sich selbst hohe Anforderungen, die praktisch niemals erfüllt werden können, und geraten deshalb immer wieder in Situationen, in denen diese überhöhten Ansprüche vor Augen geführt werden. Doch anstatt die eigenen Erwartungen (an sich selbst) zu senken, werden die offensichtlichen Unzulänglichkeiten als Beweis für die eigene Minderwertigkeit betrachtet. Dabei zeigt sich ein negatives Selbstbild nicht nur in Anpassung, Unterwürfigkeit und Verzicht, sondern auch im übersteigerten Geltungsbedürfnis, indem eigene Minderwertigkeitsgefühle hinter einer starken Fassade verborgen werden. Andere nutzen erprobte Manipulationsstrategien, um über psychischen Druck Aufmerksamkeit, Fürsorge und Zuwendung von anderen Menschen einzufordern. Letztlich sind sie davon überzeugt, niemals aus eigener Kraft ihre Ziele zu erreichen. Da diese Manipulationen häufig lange Zeit funktionieren, werden die falschen Grundhaltungen (Minderwertigkeitsdenken) beibehalten. Andererseits befürchten viele (insgeheim), mit einer positiven Einstellung zu sich selbst überheblich und egoistisch zu werden. Das Streben nach eigenen Vorteilen geht für sie einher mit rücksichtslosem Verhalten anderen gegenüber. Wenn jedoch jeder (Erwachsene) eigenverantwortlich sein Leben gestaltet und sich bei anderen weder einmischt noch die eigenen Belange zurückstellt, handelt es sich nicht um Egoismus (siehe Sozialkompetenzen). Wirkliche Nachteile für andere ergeben sich nur, wenn diese wiederum an veralteten Denk- und Verhaltensmustern festhalten. Die gegenseitige Unterstützung darf weder in Bevormundung und Respektlosigkeit noch in Unterordnung und Verzicht ausarten. Das Festhalten an einem negativen Selbstbild, also das Bestehen auf einen überhöhten Anspruch an sich selbst, löst neben selbstschädigenden Erfahrungen auch noch körperliche Probleme aus. Die Tendenz, sich selbst und seinen Körper nicht zu unterstützen, bringt eine hohe Stressbelastung im Alltag, ständige Mangelversorgung und gedankenlose Überforderung. Anstatt sich um eine gesündere Lebensweise zu bemühen, verstärkt sich häufig die ablehnende Haltung sich selbst gegenüber, weil man sich für die offensichtliche Schwäche verachtet.