Basisübungen

Spielen mit Spielzeug

Der Hund soll jederzeit durch Spielen in einen motivierten und (emotional) entspannten Zustand gebracht werden. Dabei ist Spielen immer eine Bestätigung für eine erfolgreich absolvierte Aufgabe und fördert bzw. erhält Motivation und Trieblevel. Die Bestätigung muss allerdings immer im richtigen Zeitfenster erfolgen (innerhalb 1 sec.), also sofort nach einer Übung (und nicht erst nach dem Kommentar des Trainers!). Grundsätzlich muss die Motivation immer hoch sein und nimmt normalerweise mit dem Grad der Ausbildung zu (= alle Hunde werden schneller). Eine nachlassende Motivation erkennt man daran, dass der Hund zunehmend langsamer läuft, schnüffelt, sich leicht ablenken lässt und ausweicht (Meideverhalten). Die Ursachen können in Gesundheitsproblemen, Verunsicherung, Überforderung und zu viel Druck bestehen. Durch Spielen, häufiges Bestätigen und Senken der Anforderungen (einfache Techniken, gerade Linien, Lieblingshindernisse) sollte die Motivation wieder gesteigert werden. Gleichzeitig kann man durch Spielen die Arbeitsdistanz beeinflussen, denn Hüte- und generell hochtriebige (eigenständige) Hunde haben eine größere, Begleithunde und weniger triebige eine kleinere Arbeitsdistanz. Zu den Löseübungen gehört das Werfen (und Apportieren lassen) des Spielzeugs, weil es die Distanz zum Menschen vergrößert, das Triebverhalten aktiviert (Jagen, Hetzen), sowie Dynamik und Bewegungsfreude erhöht. Zerrspiele gehören zu den Bindungsübungen und verkleinern die Arbeitsdistanz, aktivieren das Triebverhalten (Beutegriff, Totschütteln) und verbessern die Kooperation mit dem Menschen.

Clicker-Training

Der Hund wird auf ein Klick-Geräusch konditioniert, das quasi ein Versprechen auf eine Belohnung bedeutet. Durch diese präzise positive Bestärkung kann gezielt jedes erwünschte Verhalten gefördert werden, denn der Moment der richtigen Ausführung wird genau gekennzeichnet (besonders wichtig bei cleveren Hunden). Da der Reaktionszeitraum für eine funktionierende Bestätigung nur ca. 1 sec. beträgt, sind die Lernerfolge erheblich effektiver. Ängstliche und schüchterne Hunde (z. B. aus dem Tierschutz) fassen schneller Vertrauen und erlernen die Kooperation mit dem Menschen, denn sie kommen direkt nachvollziehbar durch ihr Verhalten zum Erfolg. Zusätzlich können komplexe Bewegungsabläufe durch Shaping (= Verhalten formen) erarbeitet werden. Dabei bietet der Hund von selbst Haltungen und Bewegungen an, die dann entweder ignoriert oder bestätigt werden.

Anschauen

Der Hund lernt, dem Menschen (auch bei Ablenkung) in die Augen zu schauen, denn letztlich soll er nicht auf die Hände (mit Futter), sondern zunächst auf den Blick, später auf andere Körpersignale des Menschen achten. In hartnäckigen Fällen (wenn der Hund häufig in Positionen gelockt wurde!) kniet der Mensch mit ausgebreiteten Armen frontal vor dem Hund und bestätigt ihn (mit Futter), wenn der Hund ihm in die Augen schaut. Die Futterbestätigungen müssen wahlweise mit rechts oder links erfolgen.

An die Hand kommen

Der Hund lernt, auf Signal die Hand des Menschen anzulaufen und ihr zu folgen, denn er muss unterscheiden, ob er die Hand des Menschen anlaufen (für ein Manöver) oder selbstständig ein Hindernis anziehen soll. Deshalb sollte ein Handkommando (Hörzeichen „Touch“, „Da, da“, „Hand“, „Follow“ o.ä.) inklusive einer einladenden Geste aufgebaut werden (möglich ab Welpenalter). Ein Futterstück wird in der geschlossenen Hand verborgen und der Hund wird bei Berührung der Hand sofort damit bestätigt. Wichtig ist, auf die Berührung der Hand zu bestehen, weil sich sonst die Distanz zu sehr vergrößert (besonders bei triebstarken Hunden mit großer Arbeitsdistanz). Wenn der Hund sicher an die Hand herankommt, können kleine Manöver (Wegdrehen etc.) angeschlossen werden.

Position zwischen den Beinen des Menschen

Mit einem Hörzeichen („Home“, „Bein“, „between“, „mezzo“, „middle“ u. ä.) begibt sich der Hund von hinten nach vorne zwischen die Beine des Menschen. Sie wird bevorzugt als Startposition verwendet, denn der Hund kann gut ausgerichtet und positioniert werden. Gleichzeitig bedeutet sie für den Hund „Arbeitsbeginn“ (bzw. „Spaßbeginn“) und steigert Konzentration und Trieblevel. Da diese Position eigentlich eine dominante Haltung des Menschen darstellt, muss sie geübt und oft bestätigt werden (inkl. intensivem Beinkontakt). Ob eine sitzende oder liegende Position verlangt wird, kann sich nach dem Hund richten (Hunde mit starkem Hütetrieb bevorzugen die liegende Position). Später wird die Position in verschiedenen Winkeln und Kombinationen (mit anderen Übungen) trainiert (Home – Platz/Bleib – Home – Sitz/Bleib etc.). Als Variante kann der Hund im Stehen in einer Acht um die Beine (ggf. mit Richtungskommandos) oder im Gehen im Slalom durch die Beine geführt werden.

Statische Positionen und Bleiben (Sitzen, Liegen, Stehen)

Der Hund kann jederzeit in eine gewünschte Position gebracht werden und wartet dort bis zum Auflösungs- oder nächsten Kommando. Sie dienen als Gehorsamsübungen (Hund wird begrenzt) und im Übungsablauf muss der Hund jederzeit an gewünschter Stelle warten können. Dabei wird der Hund in eine sitzende (Hörzeichen „Sitz“, „Sit“ u. ä.) bzw. liegende Position (Hörzeichen „Platz“, „Down“ u. ä.) gebracht und bestätigt, danach werden allmählich Distanz und Wartezeit vergrößert. Zusätzlich kann ein Wartekommando (Hörzeichen „Warte“, „Wait“, „Bleib“ u. ä.) erarbeitet werden. Als Voraussetzung für Rückwärts sollte der Hund in frontaler Stellung zum Menschen stehen (Hörzeichen „Steh“, „Stand“ u. ä.) können. Eine Variante besteht im Flach-Liegen mit den Hörzeichen „Relax“, „Liegen“, „Peng“, „Tot“ u. ä., aus der auch eine Rolle entwickelt werden kann.

Rückwärts

Der Hund läuft schrittweise rückwärts als Gehorsamsübung (Hund muss weichen) und um Körperbewusstsein und Koordination der Hinterbeine zu steigern. Mit einem Hörzeichen („Zurück“, „Back“, „Retour“ u. ä.) wird der Hund aus dem Stand zu einem Rückwärtsschritt gebracht und bestätigt, danach wird die Schrittanzahl erhöht. Später kann der Hund auf Objekte (Brett, kleines Podest, Balance-Kissen etc.) rückwärts gerichtet werden (Vorbereitung für Kontaktzonenarbeit 2/2).

Vorderpfoten einzeln in die Hand

Der Hund soll die angezeigte Pfote selbstständig in die Hand des Menschen legen, sie darf nicht vom Menschen genommen oder festgehalten werden. Dabei wird der Hund erst zum Anheben einer Pfote gebracht und bestätigt, danach werden Höhe und Position in die Hand des Menschen geformt. Zum Schluss kommen Hörzeichen, wie „Pfote“, „Tip“ / „Tap“, High-five“, „Wave“ u. ä. hinzu. Für Junghunde stellt sie eine beliebte Anfangsübung dar (Erkundungsverhalten), weiterhin können Schultern und Vorderläufe aufgewärmt und gedehnt werden.

Verbeugen

Auf das Hörzeichen „Yoga“ soll der Hund mit den Vorderbeinen flach auf dem Boden liegen und mit den Hinterbeinen stehen bleiben. Das Ziel der Übung ist das Aufwärmen und Dehnen von Rücken, Bauch und Vorderläufen. Der Hund wird aus der stehenden in eine vorne erniedrigte Position gelockt, z. B. unter das Bein des am Boden sitzenden Menschen. Sollte er sich immer wieder komplett hinlegen, kann das mit der Hand verhindert werden. Hütehunde bieten rassebedingt eher das Hinlegen an, für andere Hunde stellt die Übung eine willkommene Variante dar.

Aufrechte Haltung

Der Hund bleibt in einer aufrechten Haltung auf den Hinterläufen sitzend ohne Bodenkontakt der Vorderbeine. Sie dient als Balance-Übung und erhöht die Stabilität der Wirbelsäule. Zunächst wird der Hund aus einer sitzenden in eine aufrechte Position gebracht und bestätigt (Hörzeichen „Häsli“, „Hoch“, „Upright“ u. ä.). Wenn der Hund die Position länger halten kann, wird an einer Streckung der Hinterbeine (Aufstehen in einer aufrechten Position) gearbeitet (= Kraftaufbau Hinterhand).

Vorderpfoten auf Podest und Hinterbeine seitwärts

Der Hund stellt beide Vorderpfoten auf ein kleines Podest (ca. 20 x 20 cm Grundfläche, Höhe ca. 10 cm) und geht mit den Hinterbeinen seitwärts. Dadurch wird die Koordination von Vor- und Hinterhand getrennt (vorne statisch, hinten seitwärts). Zunächst wird der Hund dazu gebracht, mit beiden Vorderpfoten das Podest zu besteigen und diese Position zu halten (Hörzeichen „Vorne“, „Front“, „Forefeet“, „Wood“ u. ä.). Wenn der Hund die Position ruhig halten kann, wird an einem Schritt seitwärts (mit einem Hinterbein) gearbeitet. Später lernt der Hund, in beide Richtungen mit der Hinterhand seitwärts zu weichen (und vorne stehen zu bleiben).

Vorderpfoten auf Unterarm und Kopf unterhalb

Der Hund stellt aus einer sitzenden Position beide Vorderpfoten auf den abgewinkelten Unterarm des knieenden Menschen und nimmt den Kopf unterhalb seiner Ellenbogen. Dadurch kann man Balance und Körperkoordination verbessern und erzielt eine Dehnung der Halswirbelsäule. Zunächst wird der Hund in eine sitzende Position gebracht und soll sich mit beiden Vorderpfoten auf den Unterarm des Menschen abstützen. Wenn die Position sicher eingenommen und gehalten werden kann, wird er mit dem Kopf unterhalb des Unterarms gelockt und bestätigt (Hörzeichen „Kuckuck“). Als Variante kann die Übung aus dem Stehen entwickelt werden, bei kleinen Hunden auch auf den Unterarm, bei großen z. B. auf ein Geländer.

Vorderpfoten an die Wand

Der Hund stützt sich aus dem Stehen mit den Vorderpfoten an die Wand, um Körperkoordination und Balance zu verbessern und die Hinterhand zu kräftigen. Zunächst wird der Hund vor der Wand positioniert und dazu gebracht, sich aufrecht mit den Vorderpfoten abzustützen (Hörzeichen „Front“, „Wand“, „Wall“ o.ä.). Die Position soll erst auf ein Auflösungskommando verlassen werden. Später wird die Distanz vergrößert, damit der Hund selbstständig vor die Wand läuft und die Übung ausführt.

Hinterfüße auf ein Brett (Vorübung für Kontaktzonenarbeit 2/2)

Der Hund lernt die Schlussposition Kontaktzonenarbeit 2/2 (= Vorderfüße auf dem Boden, Hinterfüße auf dem Gerät). Später soll der Hund selbstständig die Schlussposition auf dem Kontaktzonengerät einnehmen (Hörzeichen „Stop“ oder Kommando für das Kontaktzonengerät u. ä.). Im Aufbau lernt der Hund in kleinen Schritten, erst das Brett zu besteigen, später die Schlussposition einzunehmen und dort zu warten. Während des weiteren Geräteaufbaus wird dann mit größeren Distanzen und zunehmender Bewegungsdynamik des Menschen gearbeitet.

Schubkarre

Die Hinterhand des Hundes wird hochgehalten, damit er sich nur auf den Vorderbeinen abstützen kann. Das Ziel besteht in der Stärkung des Bandapparates der Vorhand. Zunächst wird der Hund an das Hochheben gewöhnt, indem aus der stehenden Position zwischen den Beinen des Menschen beide Hinterbeine unterhalb der Knie umfasst und minimal angehoben werden. Auf einen Zielpunkt (Futterschüssel) zu wird er dazu gebracht, langsame Vorwärtsschritte in dieser Position zu machen (Hörzeichen „Move“, „Easy“ o. ä.). Später kann die Hinterhand höher gehoben (mehr Last auf der Vorhand) oder als Variante auf einem einseitig erhöhten Brett (Kontaktzonenarbeit) erarbeitet werden.

Drehungen in der Bewegung

Der Hund dreht sich um die eigene Achse (rechts- oder linksherum) als Dehn- und Aufwärmübung für die Wirbelsäule, um die Beweglichkeit der Wirbelsäule zu erhöhen und als Vorübung für Richtungskommandos und enge Wendungen (Führtechniken). Der Hund wird mit einer Kreisbewegung der Hand um die eigene Achse gedreht. Später sollte eine kleine Handbewegung ausreichen, um den Hund in die gewünschte Richtung zu drehen. Drehungen können aus der Bewegung, aus dem Stand, frontal zum Menschen und seitlich neben ihm geübt werden (Hörzeichen „Rechts“, „Links“, „Turn“, „Twist“ u. ä.)

Objekte umlaufen (Vorübung Sprünge, Führtechniken)

Der Hund lernt, Objekte (z. B. Pylonen, Ausleger) zu umkreisen (Hörzeichen „Rum“, „Hinten“, „Move“ u. ä.) und wird damit auf Sprünge und Führtechniken vorbereitet. Als wichtige Vorübung zur Fokussierung lernt der Hund, ein Objekt zu umlaufen, während der Mensch bereits in einer Gegenbewegung zur nächsten Position läuft. Anfangs wird der Hund erst im geringen Abstand um ein Objekt geschickt und bestätigt. Der Abstand wird vergrößert, bis sich der Hund (mehrere Meter) vom Menschen wegbewegt, um das Objekt zu umlaufen. Mit zunehmender Sicherheit geht der Mensch in eine Gegenbewegung, bevor der Hund das Objekt erreicht hat.

Bouncen

Dabei springt der Hund mit einem Bogen an Wand oder Baum und stützt sich dabei an den senkrechten Teil ab. Diese dynamische Übung verbessert Körperkoordination und Wirbelsäulenbeweglichkeit. Zunächst lernt der Hund an einem schräg gestellten Brett, über das abgestützte Bein des Menschen zu laufen. Es sollten beide Seiten trainiert werden, damit das jeweils innere Beinpaar mehr belastet wird. Danach wird das Brett immer steiler gestellt, bis die Übung auch an der Senkrechten ausgeführt werden kann (Wand, Baum). Mit zunehmender Dynamik werden die Körperhilfen des Menschen abgebaut (abgestütztes Bein), bis der Hund auch auf Distanz und das Hörzeichen „Bounce“ die Übung kann.

Impulskontrolle

Der Hund lernt, seinen ersten Impuls (zu jagen/hüten etc.) zu kontrollieren, um Selbstbeherrschung zu entwickeln (Hörzeichen „Warte“, „Bleib“ etc. in Kombination mit einem Freigabe- oder Spielkommando „Ok“, „Yes“, „Get it/Get your Toy“ u. ä..). Impulskontrolle ist vor allem für triebstarke Hunde wichtig, damit sie führbar bleiben und z. B. (entspannt) andere Hunde im Parcours beobachten können, ohne in große Erregung zu geraten. Allerdings muss man beachten, dass sich dadurch Konzentration, Gedächtnisleistungen und Frustrationstoleranz verschlechtern. Wenn ein (triebstarker) Hund Schwierigkeiten hat, seine Impulse unter Kontrolle zu behalten (z. B. beim Zuschauen), werden seine eigenen Trainingsleistungen schlechter. Weiterhin wird Impulskontrolle unter Stress (= erhöhter Cortisolspiegel) erschwert. Daher muss bei Angst, Aggression oder auch Frustration die Impulskontrolle in kleinen Schritten aufgebaut (und immer wieder aufgelöst) werden. Zunächst lernt der Hund im Alltag, auf die Freigabe von Futter, Spielzeug zu warten (z. B. Sitzen vor der Futtergabe). Ein Spielzeug wird zunächst langsam, später schneller vom Hund wegbewegt, während der Hund warten muss. Danach können Dynamik und Distanz vergrößert werden, bis der Hund z. B. aus vollem Lauf in Richtung Spielzeug in die Liegeposition gebracht werden kann.