Kommunikationssignale
Mensch und Hund verständigen sich über Körpersprache und Stimme, allerdings haben Hörzeichen die geringste Bedeutung (!). Wenn sich Körpersprache und Stimme widersprechen, wird sich der Hund immer nach dem Körper richten. Daher gibt sich folgende Wertigkeit der Hinweise (in absteigender Reihenfolge):
- Körperbewegung
- Körperposition
- Blick
- Schultern
- Füße
- Hände
- Stimme
1. Körperbewegung
Der Hund reagiert natürlicherweise am meisten auf die Körperbewegung des Menschen. Bei mehrdeutigen Signalen entscheidet sich der Hund immer für die Körperbewegung. Dabei ist häufig Beschleunigen, Verlangsamen und Ändern des Laufrhythmus ausschlaggebend. Wenn z. B. der Hund die Lauflinie allein vorauslaufen muss, darf die Körperbewegung nicht abrupt enden (z. B. Slalom).
2. Körperposition
Die Körperposition muss immer die Lauf- und Sprunglinie des Hundes freigeben (wichtig bei Manövern über Sprünge). Gleichzeitig liefert sie vor dem Absprung des Hundes Hinweise über die weitere Laufrichtung.
3. Blick
Der Hund bewegt sich natürlicherweise immer in die Blickrichtung des Menschen (siehe Basisübungen). Dafür muss der Hund immer das Profil des Menschen sehen können (= Kopf muss immer zum Hund gedreht werden). Ein von hinten herankommender Hund entscheidet sich immer für die Seite der Blickrichtung vom Menschen (Vorübung Japaner). Die Blickrichtung ist wichtiger als die Handhaltung und bezieht sich auf Laufrichtung, Absprung- und Landepunkt des Hundes.
4. Schultern
Die Schultern sind eine wichtige Orientierungshilfe, vor allem für den Absprung- und Landepunkt des Hundes. Wenn ein Hund frontal den Menschen anlaufen soll, zeigen die Schultern auf den Absprungpunkt.
5. Füße
Die Stellung der Füße ist den Handzeichen übergeordnet und beeinflusst vor allem die weitere Lauflinie des Hundes. Bei allen Sprüngen (auch von hinten) muss der dem Hund nähere Fuß nach vorne gesetzt werden (wichtiger als die Bewegung der Arme!). Bei Slalomeingängen und z. B. der Heiniger-Welle hilft die Fußstellung, Zweifel und Unsicherheiten beim Hund zu vermeiden.
6. Hände
Die Hände regulieren die Laufdistanz des Hundes zum Menschen: eng am Körper bedeutet nah beim Menschen, der ausgestreckte Arm bedeutet eine größere Distanz zum Menschen. In schwierigen Situationen sollte die Führhand immer auf Brusthöhe des Hundes gehalten werden, Handzeichen über Hüfthöhe sind für alle Hunde schwieriger zu deuten. Um den Hund voraus zu schicken, sollte die Bewegung der Hand von unten nach vorne-oben erfolgen (wie beim Wurf eines Spielzeugs).
7. Stimme
Stimmkommandos haben die geringste Bedeutung im Vergleich zu Körpersignalen, denn bei unklaren oder widersprüchlichen Signalen entscheidet sich der Hund immer für die Körpersignale. Die Stimme ist unverzichtbar für die Kontaktzonenarbeit (Auflösungskommando) und kann Situationen, die nicht durch Körpersignale geklärt werden können, entscheiden.
Fokussierung
Jeder Hund muss seinen Fokus sowohl auf den Menschen (= Handlerfokus), als auch auf die Hindernisse richten (= Hindernisfokus). Das ideale Verhältnis beläuft sich auf
Handlerfokus 40% : Hindernisfokus 60%
Damit arbeitet der Hund weitestgehend selbstständig, beachtet und befolgt aber ständig die Signale vom Menschen. Um den Handlerfokus zu erhöhen, sollte häufiger aus der Hand bestätigt werden (Zerrspielzeug, Futter). Zusätzlich hilft folgende Übung:
Der Hund läuft gerade Richtung Spielzeug und wird im Lauf vom Menschen durch ein zweites Spielzeug weggeführt (90-Grad-Winkel, U-Turn) und bestätigt. Um den Hindernisfokus zu erhöhen, wird der Hund bereits bei den Basisübungen an die Gegenbewegung des Menschen gewöhnt, während er ein Objekt umläuft. Manche Hunde neigen bei Speedsequenzen dazu, den Menschen zu jagen, das durch Werfen des Spielzeugs in die Lauflinie des Hundes korrigiert werden kann. Vorrangig bleibt aber immer die erlernte Objektfixierung, bei der Hund lernt, erst ein Hindernis zu überwinden, bevor er beim Menschen bestätigt wird (Futter, Spielzeug).
Objektfixierung
Der Mensch sitzt seitlich vom Ausleger (Blickrichtung auf die Stange) und hält ein Spielzeug auf die vom Hund abgewandte Seite des (niedrigen) Sprungs. Dann wird der Hund freigegeben und sollte ohne Kommando oder Körpersignale über die Stange die Belohnung nehmen. Sobald er selbstständig springt, wird der Abstand vergrößert, sodass der Hund durch die Lücke zwischen Mensch und Ausleger direkt zum Spielzeug gelangen könnte. Durch einfaches Blockieren mit dem Arm wird der direkte Weg versperrt, bis der Hund lernt, den Umweg über den Sprung zu nehmen.
Übungen
Dem Blick folgen = der Hund wartet in einiger Entfernung, der Mensch (mit dem Rücken zum Hund) ruft ihn mit einer Hand ab und wechselt während des Herankommens den Blick auf die andere Seite (Vorübung Japaner).
Dem Körper folgen = der Hund wartet in einiger Entfernung, der Mensch (mit dem Rücken zum Hund) ruft ihn mit einer Hand ab und führt den Hund um sich herum (recht- und linksgeführt, ohne Seitenwechsel).
Frontal abrufen = der Hund wartet in einiger Entfernung, der Mensch steht frontal zum Hund und lenkt den Hund mit der Hand vor dem Oberkörper (und den Schultern auf den Zielpunkt) auf die andere Seite (um Objekte herum).
Idealer Kommunikationsvorgang
Hund und Mensch müssen während des Parcours eine ständige Verbindung aufrechterhalten. Der Hund sollte immer das Profil des Menschen sehen können, indem der Blick des Menschen auf die Lauflinie des Hundes gerichtet ist (ca. 3 m voraus). Die Verbindung muss z. B. nach einem Tunnel wieder bewusst hergestellt werden. Wenn sie immer wieder abreißt, passieren Fehler oder der Hund wird unsicher („fragt nach“ durch Umdrehen, Bellen, Verweigern etc.). Der Mensch stellt die Verbindung her, der Hund nimmt Blickkontakt auf, dann übermittelt der Mensch die Information für das Hindernis und der Hund führt das Manöver aus, während der Mensch die nächste Position einnimmt und der Hund den idealen Laufweg wählt. Im Einzelnen sollten die Techniken und Wechsel so angelegt werden, dass der Hund bereits in der neuen Bewegungsrichtung landet. Vor allem muss der Hund vor dem Absprung wissen, wie der Parcours danach weiter verläuft (Wendungen, verkürzt springen etc.). Wird der Parcoursverlauf erst bei der Landung übermittelt, kommt es zu Fehlern, großen Bögen etc.
Sprungtechnik
Da alle Hunde aus engen Wendungen und hohem Tempo und vor allem Hunde der Large-Kategorie höher als ihre Rückenhöhe springen müssen, wird die (erlernte) Sprungtechnik zunehmend wichtiger.
Taxieren = optimalen Absprungpunkt treffen, der Hund muss lernen, Sprünge anhand der Sprungstange (nicht am Ausleger) zu taxieren. Hilfreich sind dafür Sprungreihen mit „Ausleger-Allee“, bei denen nur ein Ausleger eine Stange trägt, und Hochweit-Sprünge mit Absprungstange.
Sprungmanier = der Hund sollte mit aufgewölbtem Rücken springen, beide Hinterbeine sollten gleich stark sein und weit unter den Körper gesetzt werden. Dabei helfen Sprungreihen auf gebogenen Linien und Hindernisse mit verschiedenen Distanzen/Höhen/Weiten.
Ablenkungen = der Hund wird kontinuierlich an Ablenkungen im Parcours gewöhnt, indem (mehrere) Personen bei Kontaktzonengeräten und Slalom in die Gegenrichtung laufen. Zusätzlich macht der Mensch „wilde“ Bewegungen mit Armen, Beinen und Körper, während der Hund springt. Gleichzeitig wird der Hund „abgehärtet“ gegen ungenaue Körpersignale und jegliche Geräusche.
Umgang mit Fehlern = der Hund wird auch für missglückte Sequenzen belohnt, wenn sie durch falsche oder unpräzise Körpersignale hervorgerufen sind. Wird der Hund in diesen Fällen nicht bestätigt oder sogar bestraft, verliert er das Vertrauen und wird langsamer bzw. hektischer.
Lerntypen
Jeder Hund kann einem bestimmten Lerntyp zugeordnet werden, der im Training berücksichtigt werden muss.
Der Schnell-Lerner
… braucht nur wenige Wiederholungen, bis ein Verhalten/Bewegungsablauf abgerufen werden kann, bildet dadurch aber schnell falsche Verknüpfungen. Dafür bietet er bei neuen Anforderungen eigenständig verschiedene Lösungen an. Häufig werden in Pausen neue Lerninhalte „für sich selbst wiederholt und erprobt“. In der Regel langweilt er sich schnell, wenn zu viele Wiederholungen verlangt werden. Der Schnell-Lerner braucht viel Abwechslung im Übungsaufbau, Neues sollte mit Clicker (freies Formen) erarbeitet werden. Manchmal muss er zu Pausen/Entspannung angehalten werden (Ablegen, Anbinden, kurz raus).
Der Langsam-Lerner
… braucht häufige Wiederholungen, bis ein Verhalten/Bewegungsablauf sicher abgerufen werden kann. Dafür ist einmal Erlerntes dann allerdings „bombensicher“. Bei neuen Anforderungen bietet er kaum Lösungen an (braucht mehr Hilfestellung). Er nutzt Pausen, um zu ruhen oder sich mit anderem zu beschäftigen. Gleichzeitig ist er schnell überfordert und zeigt dann Stressanzeichen (Lippenlecken, Gähnen, Übersprungshandlungen, wie Kratzen etc.). Der Langsam-Lerner braucht Struktur beim Übungsaufbau und Neues sollte nicht erst am Ende der Lektion erarbeitet werden. Oftmals muss er nach einer Pause motiviert und „auf Betriebstemperatur“ gebracht werden (z. B. Spielen).
Wenig Frustrationstoleranz
Ein Hund mit geringer Frustrationstoleranz kann Fehler und Versagen schlecht aushalten (Fehler häufen sich) und zeigt dann (extreme) Unsicherheit. Er gibt schnell auf, wenn nicht bald eine (neue) Lösung gefunden wird. Häufig braucht er verbale Bestätigung, wenn er auf dem Weg zur richtigen Lösung ist. Sinnvoll ist hier ein Übungsaufbau in kleinen Schritten für baldige Erfolgserlebnisse. Beim Erarbeiten von Neuem sollte ein Hörzeichen für „Fast richtig! Weiter so!“ etabliert werden. Zusätzliche Übungen im Alltag für Geduld und Warten helfen, die Frustrationstoleranz zu erhöhen.
Der Ängstliche/Unsichere
… traut sich kaum, eigenständige Lösungen zu finden, umd muss ermutigt werden, sich vom Menschen zu entfernen. Er wird nur schnell, wenn er sich 100 %ig sicher ist, das Richtige zu tun. Der Ängstliche/Unsichere braucht einen Übungsaufbau in kleinen Schritten mit deutlicher Bestätigung und Vertrauensübungen im Alltag. Beim Erarbeiten von Neuem sollte mit Jackpot belohnt werden.